Schwerhörigkeit

Symptome und Therapie bei Schwerhörigkeit

Das Gehör ist unser Schlüssel zu unserem sozialen Leben. Es stellt eine Verbindung zwischen uns und unserer Umwelt her. Über unsere Ohren kommunizieren wir mit unserer Familie, unseren Freunden und Arbeitskollegen. Wir nehmen das Singen von Vögeln oder das Rauschen eines Flusses wahr. Nur selten wird uns bewusst, welch bedeutende Rolle unserem Ohr als komplexen Organ für uns zukommt.

Oftmals werden wir uns dessen erst bewusst, wenn die eigene Hörleistung abnimmt. Das Hören berührt sämtliche Facetten des Lebens. Mit unseren Ohren verstehen und entwickeln wir Sprache. Sie ermöglichen uns den Genuss von Musik, Lachen und liebevollen Unterhaltungen. Durch sie werden Konzerte, Filme und Opern erst zu einem richtigen Hochgenuss. Darüber hinaus warnen sie uns vor Gefahren. Tagsüber, z.B. im Strassenverkehr, oder nachts, wenn wir schlafen: Unser Gehör ist ständig aktiv.

Umso schlimmer ist es, wenn wir feststellen müssen, dass die eigene Hörleistung nur noch eingeschränkt vorhanden ist. Oftmals ist uns zunächst gar nicht bewusst, dass wir einen Hörverlust haben – erst die Reaktionen von Freunden und Familie machen uns darauf aufmerksam. In jedem Fall heisst es dann: aktiv werden und einen Fachmann zu Rate ziehen. Studien haben ergeben, dass Menschen in Deutschland durchschnittlich sieben Jahre nach dem ersten Auftreten von Hörproblemen warten, bis sie schliesslich aktiv werden. Dabei lässt sich die Lebensqualität durch ein Hörgerät oder verschiedene Hörsysteme nachhaltig und effektiv verbessern.

Inhaltsverzeichnis
  • Anzeichen und Symptome
  • Diagnose
  • Behandlung und Therapie
  • Folgen einer Schwerhörigkeit
  • Konsequenzen
  • Entstehung und Ursachen
  • Volksphänomen Hörverlust - Jeder Sechste hat ihn
  • Schwerhörigkeit bei Kindern und Neugeborenen

Anzeichen und Symptome für Schwerhörigkeit können sein:

  • Schwierigkeiten, Unterhaltungen mit mehr als zwei Personen zu folgen
  • Die Stimmen von anderen Menschen scheinen gedämpft
  • Probleme beim Verstehen von Frauen und Kindern
  • Verständigungsprobleme in lauter Umgebung (Restaurant, Konferenzen, Einkaufszentrum etc.)

 

  • Fernsehen bei hoher Lautstärke
  • Klingeln im Ohr
  • Gruppengespräche sind anstrengend
  • Jemand aus der Familie hat bereits eine Schwerhörigkeit

INFO

Ist Schwerhörigkeit vererbbar?

Die Ursache für eine Schwerhörigkeit oder die Anlage dazu kann sehr wohl erblich bedingt sein. Jedem Kind werden jeweils zur Hälfte die Gene des Vaters und die der Mutter vererbt. Sollten die vererbten Gene defekt sein, können dadurch Krankheiten, wie beispielsweise Hörstörungen oder eine Taubheit, an die Nachkommen weitergegeben werden.

Diagnose

Bevor eine Schwerhörigkeit behandelt werden kann, folgt zunächst die Diagnose durch den Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Dieser kann bereits anhand von Symptomen und vorausgehenden Erkrankungen den Hörverlust genauer bestimmen. Der Zeitpunkt und die Situation, in dem die Schwerhörigkeit erstmalig aufgetreten ist, sind dabei ebenfalls wichtige Hinweise für den behandelnden Arzt bei der Diagnosestellung.

Eine körperliche Untersuchung, beispielsweise mittels einer Stimmgabelprüfung, gibt dem Arzt genaueren Aufschluss darüber, welcher Art die Hörschwäche ist bzw. ob es sich um eine Schallleitungs-, Schallempfindungs- oder Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit handelt. Die Stimmgabelprüfung ist ein schneller und einfacher Test, durch den festgestellt werden kann, von welchem Teil des Ohres die Hörstörung ausgeht. Insgesamt gibt es dabei drei Varianten:

1. Weber-Versuch
Beim Weber-Versuch wird die Stimmgabel in Schwingung versetzt und auf den Scheitel gesetzt. Jemand mit einem gesunden Gehör wird den Ton in der Mitte seines Kopfes wahrnehmen. Wenn der Ton nur auf einer Seite wahrgenommen wird, handelt es sich um eine Hörminderung. Liegt eine einseitige Schallempfindungsstörung vor, wird der Ton von dem besser hörenden Innenohr als lauter wahrgenommen. Bei einer einseitigen Schallleitungsstörung ist es umgekehrt. Hier wird der Ton vom Ohr mit dem Hörverlust lauter gehört.

 

2. Rinne-Versuch
Der Rinne-Versuch kommt vor allem zum Einsatz, um bei einer vorhandenen Hörminderung zwischen einer Schallempfindungsstörung und einer Schallleitungsstörung zu unterscheiden. Dafür wird die schwingende Stimmgabel auf den Knochen hinter dem Ohr gelegt, bis die behandelte Person nichts mehr hören kann. Direkt im Anschluss wird sie vor das Ohr gehalten.

3. Gellé-Versuch
Der Gellé-Versuch wird nur angewandt, wenn eine Otosklerose vermutet wird. Dies ist eine Knochenerkrankung am Mittelohr, bei der eine Schallleitungsschwerhörigkeit entsteht. Auch hierbei wird die schwingende Stimmgabel auf den Knochen hinter dem Ohr gesetzt. Gleichzeitig wird der Druck auf den Gehörgang und das Trommelfell durch eine Ballonpumpe gesteigert. Wird der Ton der Stimmgabel leiser, ist alles in Ordnung. Bleibt er gleich laut, ist eine Otosklerose sehr wahrscheinlich.

Über eine Ohrspiegelung (Otoskopie) kann der HNO-Arzt zusätzlich feststellen, inwieweit bereits Erkrankungen oder körperliche Veränderungen, wie etwa durch Trommelfellperforationen, vorhanden sind. Ein solches Loch im Trommelfell ist allerdings äusserst selten. Anschliessend ermittelt der Arzt bei einem Hörtest, wie gut die Hörfähigkeit bei einzelnen Tonhöhen ist. Diese Werte werden über eine Hörkurve in einem sogenannten Audiogramm festgehalten. Anhand dieser Daten entscheidet der Arzt über den weiteren Verlauf der Behandlung.

INFO

Wie funktioniert eine Otoskopie (Ohrspiegelung)?
Eine Otoskopie ist eine optische Untersuchung des äusseren Gehörgangs und des Trommelfells mithilfe eines Otoskops, dem Standardinstrument von HNO-Ärzten und Hörakustikern. Dabei handelt es sich um einen Trichter aus Metall oder Kunststoff, der bei aktuellen Ausfertigungen (Stand 2014) zumeist über eine Lupe und Lampe verfügt. Werden Rötungen oder Verletzungen im äusseren Gehörgang erkannt, sollte in jedem Fall ein HNO-Arzt konsultiert werden.

Was ist ein Audiogramm?
Ein sogenanntes Tonaudiogramm ist eine Hörkurve, auf dem das Hörvermögen eines Einzelnen grafisch abgebildet wird. Dabei werden die Hörschwellen für verschiedene Frequenzen aufgezeichnet. Eine Hörschwelle ist der äusserste Bereich, bei dem das menschliche Gehör einen Ton noch wahrnehmen kann.

Behandlung und Therapie einer Schwerhörigkeit

Eine Lärmschwerhörigkeit gehört zu den häufigsten Formen der Schwerhörigkeit. Sie kann entweder vorübergehend oder dauerhaft ausfallen. In beiden Fällen ist dennoch der rechtzeitige Gang zum HNO-Arzt sehr wichtig, damit der Hörverlust schnell behandelt werden kann. Bei einer kurzfristigen Lärmeinwirkung ist das Gehör zwar belastet und das Hörvermögen eingeschränkt. Etwas Ruhe und eine Therapie, bei der unterstützende Medikamente zum Einsatz kommen, reichen oftmals aber aus, um anschliessend wieder gut zu hören. Dauerte die Lärmbeschallung länger an, kann es zu einem bleibenden Schwerhörigkeit kommen. Es besteht dann die Gefahr einer chronischen Lärmschwerhörigkeit, bei der die Symptome dauerhaft bleiben. In diesem Fall helfen Hörgeräte und Hörsysteme verloren gegangene Töne wieder hörbar zu machen und Gesprächen wieder ohne Probleme folgen zu können.

Folgen einer Schwerhörigkeit

Bei Schwerhörigkeit können die Folgen zahlreich sein und die unterschiedlichsten Bereiche des Lebens erschweren. Gespräche mit Freunden oder der Familie, berufliche Meetings, Telefongespräche oder das Fernsehen stellen mit einem Mal eine Herausforderung dar. Das kann zu einer sozialen Isolierung führen, wodurch ein grosses Stück der Lebensqualität verloren geht. Familie und Freunde sehen einem die Schwerhörigkeit nicht direkt an und können aus der Unwissenheit heraus mit Unverständnis reagieren. Hinzu kommt, dass sich ein Hörverlust in unterschiedlichen Situationen verschieden gut bzw. schlecht darstellt. Das verwirrt nahestehende Personen zusätzlich, sodass es nicht selten zu Zweifeln an dem Vorhandensein der Hörschwäche kommt. Deshalb ist es wichtig, dass das direkte Umfeld des Schwerhörigen über das Thema aufgeklärt wird.

INFO

Bis wann ist eine Schwerhörigkeit vorübergehend und ab wann ist sie bleibend?
Eine genaue Zeitangabe, ab wann eine Schwerhörigkeit chronisch ist oder doch wieder verschwindet, lässt sich nicht genau bestimmen. Fakt ist, dass sich das Gehör nach kurzfristigen Lärmeinwirkungen in der Regel wieder erholt. Eine der häufigsten Ursachen für eine bleibende Schwerhörigkeit ist gegeben, wenn das Gehör zu lange mit Lärm beschallt wurde und sich anschliessend nicht ausreichend erholen kann. Verschiedene Faktoren wie Ernährung und Stresspegel haben zudem einen individuellen Einfluss auf die Anfälligkeit und Gesundheit des Gehörs.

Darum sind Hörgeräte so wichtig!
Das Hören ist ein äusserst wichtiger Sinn für die menschliche Wahrnehmung. Insbesondere das laute Hören von Musik über MP3-Player sorgt dafür, dass viele jüngere Menschen bereits frühzeitig mit einer eingeschränkten Hörleistung konfrontiert werden. Hörgeräte sind die effektivste Methode, um wieder mehr von der Umwelt zu hören. Dabei wird nicht nur die blosse Klangwahrnehmung verbessert, sondern auch die räumliche Orientierung zu der uns das Hören verhilft. Hinzu kommt, dass die Möglichkeit besteht, über moderne Hörgeräte auch Musik zu hören. Da Hörgeräte speziell von einem Akustiker eingestellt werden, kann dabei nicht zu laut gehört werden und das Gehör bleibt unbeschädigt.

Konsequenzen der Schwerhörigkeit

  • Soziale Konsequenzen

Verschiedene Studien zeigen, dass Menschen, die einen Hörverlust haben, oft unglücklich, ängstlich und besorgt sind. Ausserdem wurde festgestellt, dass sie sich schlechter konzentrieren können und ihre sozialen Aktivitäten reduzieren. Das Selbstwertgefühl sinkt häufig und sie verlieren den Kontakt zu ihren Mitmenschen und Freunden.

  • Körperliche Konsequenzen

Wenn Schwerhörigkeit nicht behandelt wird, kann sie zu körperlichen Problemen wie z.B. Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Stress führen. Wenn Sie den Verdacht haben, eine Hörminderung zu haben, sollte ein Hörakustiker aufgesucht werden, der Ihr Gehör prüft und testet.

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Entstehung und Ursachen von Schwerhörigkeit

Drei verschiedene Arten der Schwerhörigkeit sind bekannt. Dazu gehören die Schallleitungsschwerhörigkeit, die Schallempfindungs und die Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit.

Dies sind die fünf  wichtigsten Auslösern:

  • Verwachsenes Gehörknöchelchen (Otosklerose)
  • chronisch eitrige Entzündung des Mittelohrs (Cholesteatom)
  • Paukenerguss im Mittelohr
  • Mittelohrentzündung (akut oder chronisch)
  • Verstopfter Gehörgang durch Ohrenschmalz oder Fremdkörper

Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit handelt es sich um eine krankhafte Veränderung des Innenohrs oder der Hörnerven. In manchen Fällen leitet der Hörnerv die empfangenen Signale nicht richtig an das Gehirn weiter.

Dies sind die fünf häufigsten Ursachen:

 

  • Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis)
  • tägliche Lärmbeschallung (>85 dB)
  • Hörsturz
  • Morbus Menière
  • Verletzungen des Schädels

Bei einer Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit verarbeitet das Hirn die eingehenden Signale nicht richtig.

Hier die fünf häufigsten Ursachen:

  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Hirnblutungen
  • Schlaganfall
  • Geburtsfehler und Fehlbildungen
  • Schädel-Hirn-Trauma

Eine weitere Ursache für einen Hörverlust können Medikamente sein. Dabei ist nicht unbedingt das Präparat selbst von entscheidender Bedeutung, sondern vielmehr die verabreichte Menge. Schmerzmittel können bei einer Überdosierung einen schädlichen Effekt haben und das Hörvermögen dauerhaft beeinträchtigen.

Wichtig ist dabei auch, inwieweit das Innenohr vor einer möglichen Überdosierung durch Medikamente bereits geschädigt war.

Tipps

Hilfreiche Ratschläge, um die Ursachen für eine Hörminderung zu minimieren

Die Forschung über die Ursachen von Hörstörungen ist im Jahr 2015 zwar weit fortgeschritten, aber trotzdem noch bei Weitem nicht endgültig ausgereift.

Hier einige Tipps, wie Sie die Ursachen für Hörstörungen effektiv im Alltag vermeiden können:

  • Ist bereits eine Schwerhörigkeit vorhanden, können betroffene Menschen bei der Pflege der Ohren die Situation noch zusätzlich verschlechtern. Wird Ohrenschmalz (Cerumen) in den Ohren mit dem Stäbchen zu weit nach hinten geschoben, kann es zu Verstopfungen und in der Folge zu einer Verstärkung der Hörstörungen kommen.
  • Für eine umfassende Pflege besteht die Möglichkeit sich bei einem HNO-Arzt die Ohren spülen zu lassen. Zudem kann sich z.B. in der Apotheke darüber informiert werden, welche Alternativen der Reinigung es ausserdem für das Ohr gibt.
  • Leistungsschwimmer und Menschen, die sich wöchentlich mehrfach in kaltem Wasser befinden, können bei ungeschütztem Gehör auf Dauer eine Schallleitungsschwerhörigkeit riskieren. Wer seine Ohren in einem solchen Fall schützen möchte, sollte deshalb einen entsprechenden Gehörschutz verwenden.

Zusätzlich ist es ratsam, regelmässig einen Arzt aufzusuchen, der die Hörleistung untersucht. Stellen Sie ihm ruhig Fragen, wenn Sie unsicher sein sollten, wie Sie Ihr Gehör angemessen schützen. Er kann Ihnen die Details, die bei einer Diagnose von Bedeutung sind, erklären. Sollte Ihre Hörleistung bereits nachgelassen haben, kann er Ihnen darüber hinaus Hörgeräte zur Unterstützung im Alltag verordnen.

Volksphänomen Hörverlust - Jeder Sechste hat ihn

Hörprobleme wirken sich auf viele Bereiche unseres Daseins aus und vermindern das Wohlbefinden der Schwerhörigen beträchtlich. Häufig wird davon ausgegangen, dass Hörprobleme nur bei älteren Menschen vorkommen. Doch ähnlich wie bei der Beeinträchtigung des Sehens treten Hörverminderungen in allen Altersklassen auf. Einer von sechs Menschen in Deutschland hat eine Schwerhörigkeit. In den meisten Fällen stellt sich die Minderung des Hörvermögens als schleichender Prozess dar. Zunächst gehen die hohen Frequenzen verloren. Danach verkleinert sich das hörbare Spektrum zunehmend. Dadurch wird das Gehirn immer weniger gefordert und verliert unwiederbringlich seine Unterscheidungsleistung. Umso wichtiger ist es, dass auch kleine Hörminderungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden, um der Schwerhörigkeit entgegenwirken zu können.

Schwerhörigkeit bei Kindern und Neugeborenen

Ein besonderer Fall liegt vor, wenn bereits in sehr jungen Jahren ein Defizit beim Hören vorhanden ist. Kinder und Babys, die von Hörstörungen betroffen sind, können dadurch in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Schallreize sind insbesondere im jungen Alter sehr wichtig, damit ein akustisches Feingefühl entwickelt werden kann. Das kann sich vor allem im Sozialverhalten des Kindes, aber auch in der Fähigkeit, Sprechen zu lernen bemerkbar machen. In den ersten zwei Jahren bildet sich im Gehirn eines Kindes die Lernkompetenz für das zukünftige Hören aus. Empfängt das Ohr keine Reize, bleibt dieser Lernprozess aus. Deshalb ist es hilfreich, ein Kind, das eine Hörminderung hat, möglichst frühzeitig in ärztliche Behandlung zu geben. In der Logopädie (Sprecherziehung) wird eine frühe Entwicklung der geistigen und sozialen Fähigkeiten des Kindes gefördert.